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GEO Epoche, August 2010                                                                                                  zurück zur Übersicht

In den Bergen des Balkan

Nirgendwo ist der Krieg unübersichtlicher als in Jugoslawien: Allianzen werden geschlossen und gebrochen, jeder kämpft gegen jeden. Bis es dem Partisanenführer Tito gelingt, sich an die Spitze des Widerstands zu stellen

Aus allen Teilen des Landes sind sie angereist, mit Kraftwagen, Pferden, zu Fuß. Sie tragen schwere Mäntel, die sie vor der Kälte in den Bergen Bosniens bewahren sollen, und Gewehre zum Schutz gegen Angriffe. An diesem 29. November 1943 treffen sich 142 vorwiegend kommunistische Partisanenführer in der entlegenen Stadt Jajce, um über eine politische Nachkriegsordnung für das Land zu beraten.

Schnell sind sich die Widerstandskämpfer einig. Ihr Land soll eine „Volksrepublik“ gleichberechtigter Nationen werden. Ein ehrgeiziger Plan. Denn Jugoslawiens Völker kämpfen nicht nur gegen die deutschen Besatzer, sie ringen auch untereinander in einem erbarmungslosen Bürgerkrieg.

Dann bestimmen die Anwesenden eine provisorische Regierung. An deren Spitze wählen sie einen 51-jährigen Bauernsohn: Josip Broz, genannt Tito. Der gelernte Schlosser hat Streiks organisiert, saß mehrere Jahre im Gefängnis. Als Anführer der Partisanen hat er Kämpfer vieler Volksgruppen vereint; sie kontrollieren inzwischen mehr als die Hälfte des Landes. Die Wahl ist der vorläufige Höhepunkt in seiner Karriere. Und ein eindeutiger Auftrag: Er soll den Krieg gewinnen und Jugoslawiens Nationalitäten befrieden.

Seit seiner Gründung im Dezember 1918 drohen ethnische Konflikte den Vielvölkerstaat zu zerreißen. Die Siegermächte des Ersten Weltkriegs haben bei ihrer Neuordnung Europas unter anderem zwei ehemalige Kriegsgegner in einer Monarchie vereint: das bis dahin unabhängige Königreich Serbien und das zuvor zu Österreich-Ungarn gehörende Kroatien. Ein serbischer König regiert, seine Landsleute beherrschen Verwaltung, Polizei und Armee. Die im Krieg siegreichen Serben halten ihre Dominanz für angemessen, viele Kroaten hingegen empfinden den neuen Staat als Zumutung.

Bald schon finden sich auf allen Seiten Unzufriedene zusammen. Ehemalige serbische Offiziere gründen radikal-nationalistische Veteranenverbände. Sie nennen sich „Tschetniks“, nach dem serbischen Wort für „Bande“, und träumen von einem großserbischen Königreich, das neben Serbien auch all jene Gebiete umschließt, in denen christlich-orthodoxe Serben als Minderheit leben – also neben Kroatien auch Bosnien-Herzegowina und Teile Ungarns.

In Kroatien will umgekehrt die faschistische Miliz der „Ustascha“ („Aufständischer“) ein katholisches und ethnisch „reines“ Reich erzwingen. 1934 erschießt ein der Ustascha nahe stehender Separatist den serbischen König Alexander, aus Italien schmuggelt die Vereinigung Waffen ins Land.

Von 1934 an organisiert der ehemalige Gewerkschafter Josip Broz unter dem Decknamen „Tito“ eine dritte Kraft im Untergrund, die Kommunistische Partei. In Moskau geschult, knüpft Tito ein landesweites Netz aus Gefolgsleuten. Sein Ziel ist ein Vielvölkerstaat unter kommunistischem Regime…(Textauszug)

Siehe auch:http://www.geo.de/GEO/heftreihen/geo_epoche/65020.html

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